Siegfried Anzinger

Knockin‘ on Heaven’s Door

08.09.2012 bis
21.10.2012

Gegenständliche Malerei „at it’s best“. Der Düsseldorfer Professor Siegfried Anzinger (geboren 1953), einst Wunderkind und junger Wilder, hat in seinem Werk ein farbenprächtiges und traumhaftes Ensemble aus Menschen, Tieren, Sensationen geschaffen.  Jüngst setzt sich der Maler mit zentralen christlichen Themen von Kreuzigung oder Auferstehung auseinander.
Das Jahr 2000 markierte definitiv einen Bruch im Schaffen Siegfried Anzingers, als er sich damals  ganz auf Arbeiten auf Papier konzentriert hatte. Siegfried Gohr erkannte seinerzeit darin in einem Text zu den zwischen 2001 und 2004 entstandenen Zeichnungen und Aquarellen die Notwendigkeit, »die Malerei zu vermeiden, ihr auszuweichen und sich ihre Farben vom Leibe zu halten«. Für Gohr sind diese Papierarbeiten Capricci, in denen die Nachbarschaft von Natürlichem und Unnatürlichem in ihrem parodistischen Ton, nicht mehr wie vordem das Leiden am Geschlechtlichen betonen, sondern einer gewissen Melancholie weichen, wo die Figuren fast immer die Augen geschlossen halten: »Sind sie immer bei vollem Bewusstsein? Sind wir Zeugen von Träumen, in denen verloren und hilflos geträumt wird?«

Siegfried Gohr schloss seine Betrachtungen mit der Zuversicht, »dass der
Zeichner gedanklich in ein Lösebad eintauchte, (…), an dessen Ende die Wiedergeburt des Malers erscheinen muss.« So ist es gekommen, doch in den jüngsten Bildern scheint es nun, als bewegten wir uns durch Träume, allerdings nicht mehr durch die Träume des Künstlers oder seiner Figuren, sondern unsere eigenen.

Rudi Fuchs schreibt aktuell dazu: »In den Werken von Siegfried Anzinger ist die Formgestaltung, in dünne Farbe gehüllt, immer so unwirklich, sie wiegt und schwebt. Es ist, als würde man die Gemälde träumen. Um das locker gestaltete Motiv herum wird vorsichtig gemalt, sehr einfühlsam, so, dass man sieht, wie sich der Maler durch das Schwanken und Wanken des Pinsels wie von einer Wünschelrute mitschleifen lässt. Genau das ist es, genau das erleben wir in seinen neuen Gemälden: Sie erlauben es uns zu träumen. An den Themen, mit denen sie beginnen, schaue ich vorbei; die Gemälde selbst laden dazu ein.«
Es sind diese inhaltlich wie formal ganz außergewöhnlichen Ansätze im Werk Siegfried Anzingers, die ihn zu seinen jüngsten Bildern geführt haben; es dominiert kein Konturstrich mehr, die Form findet ihre Bestimmung so gut in ihrer Andeutung wie in der abstrakten, farbigen Fläche.

Siegfried Anzinger, 1953 geboren, stellte bereits 1982 auf der Documenta 7 aus, bespielte 1988 den Österreichischen Pavillon auf der Biennale von Venedig und bekam 2003 den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst.