Michael Venezia
06.02.2016 bis
29.05.2016

»Ich bin ein Kind der 1950er Jahre«, bemerkte Michael Venezia erst jüngst in einem Interview mit Tiffany Bell. 1935 in New York geboren, befand sich Michael Venezia, wie viele Künstler seiner Generation, in einem künstlerischen Umfeld, das von Malern wie Jackson Pollock, Barnett Newman, Mark Rothko, Ad Reinhardt, Ellsworth Kelly, Agnes Martin und anderen stark geprägt war. Diese Künstler hatten entscheidende Neuerungen in die Malerei gebracht. Fragen nach der Komposition eines Bildes, dem Verhältnis der einzelnen Teile zum Ganzen, der Selbstständigkeit von Farbe und dem Verhältnis von Farbe und Raum wurden in ihren Arbeiten auf vollkommen neue Weise angegangen.

An den Lösungen dieser Generation kam die nachfolgende zunächst einmal nicht vorbei, ganz im Gegenteil setzten sie sich aktiv mit ihnen auseinander. In der Konsequenz aber führten Donald Judd oder Dan Flavin ihre Arbeiten gänzlich aus der Malerei heraus; nicht so Michael Venezia, der, wie etwa auch Frank Stella oder Robert Ryman, einen anderen Weg beschritten hat.

In den 1960er Jahren malt Michael Venezia Streifenbilder, bei denen er die traditionellen Kompositionsprinzipien vermeidet und die materielle Qualität von Farbe betont. In den 1970er Jahren sprüht er Farbe mittels einer Spritzpistole auf Papier oder Leinwand, wobei die gesprühte Farbe wie eine Schicht auf dem Malgrund liegt, zumeist entwickelt er diese Arbeiten von den Rändern her. Hier ist deutlich zu sehen, dass Michael Venezia nicht nur an der spezifischen Qualität von Farbe arbeitet, sondern sich parallel dazu auch über die Form der Leinwand Gedanken macht. Extreme Querformate tauchen auf, und parallel entwickelt er diejenigen Arbeiten, für die er besonders bekannt ist. Zunächst sind dies einzelne Holzstäbe, um die 300 cm lang. Später kommen die, wie ein Modul genutzten, 90 cm langen Holzbalken mit einem quadratischen Querschnitt (15 x 15 cm) hinzu, auf die er Farbe per Pinsel oder Spachtel aufträgt, die sogenannten Bar-Paintings. Stets horizontal an der Wand montiert, präsentiert er sie zunächst solo, um sie später dann zu größeren Einheiten zusammenzusetzen. Zwischen Bild und Objekt angesiedelt – wie farbige Streifen im Raum –, bilden sie ein komplexes malerisches System.

In der Ausstellung im Kunstverein Heilbronn wird nun eine Auswahl von Bildern aus den 1960er und -70er Jahren zu sehen sein sowie aktuelle Arbeiten. So soll ein Blick zwischen frühem und spätem Werk zeigen, dass Michael Venezias Platz in der Geschichte der Malerei des 20. Jahrhunderts fest formuliert ist.